woensdag 26 april 2017

Judith von Halle Interview von Michel Gastkempe Deutsch German

Judith von Halle Interview von Michel Gastkemper mit Judith von Halle Das Gespräch ist vorgesehen zur Veröffentlichung in der Zeitschrift Motief Stichtse Vrije School in Zeist, Holland am 19.10. 2014 2 Interview von Michel Gastkemper mit Judith von Halle am 19.10.2014 in der Stichtse Vrije School, Zeist, Holland Michel Gastkemper = M G: Die Ausgangslage ist die holländische Monatsschrift Motief der holländischen Gesellschaft. Die Auflage der Zeitschrift Motief beträgt rund 4000 Exemplare. Niemals in den letzten Jahren ist über Sie, Judith von Halle, geschrieben worden, das ist merkwürdig, aber eine Tatsache. Ju v Ha: Ja, das stimmt. Aber das liegt weitgehend an mir, jedenfalls, was Interviews betrifft. M G: In den Leserbriefen ist Ihr Name aber manchmal genannt und besprochen worden. Das ist eine merkwürdige Situation. Ich hoffe dazu beizutragen mit diesem Interview, Sie den Lesern unseres Blattes bekannt zu machen. Ich hoffe, dass Sie etwas über sich erzählen können. Ich habe natürlich auch einige Fragen, aber die stelle ich während des Gespräches. Sie haben heute auch etwas über sich und ihre Jugend erzählt, aber ich weiß nicht, was davon für die Öffentlichkeit bestimmt ist. Darum frage ich jetzt: Können Sie etwas über sich erzählen, wie Sie aufgewachsen sind, was Sie erlebt haben, wie es so gekommen ist. Das ist eine schwierige Frage natürlich. Ju v Ha: In Andeutungen habe ich das schon gesagt [heute Vormittag in dem Vortrag über Glaube und Wissen]. Ich bin in einem nicht-anthroposophischen Elternhaus aufgewachsen und anthroposophische Inhalte wurden mir nicht vermittelt. Ich hatte ein sehr reges Innenleben. So lange ich zurückdenken kann, 3 hatte ich eine Beziehung zu dem, was wir die geistige Welt nennen. Geistige Welt sagt alles Mögliche aus, da kann man sich alles Mögliche darunter vorstellen. Das ist damals nicht in einer konfessionell religiösen Weise gewesen, sondern eine Erfahrung, die der Mensch machen kann mit übersinnlichen Welten, und das habe ich als Kind sehr stark schon erlebt. Ich habe mir deswegen recht früh viele Gedanken gemacht über die Welt, über die Menschen in ihrem Zusammenhang; auch habe ich mir Gedanken gemacht, warum so wenig Menschen die Wirklichkeit der geistigen Welt thematisieren. Das war eine große Frage für mich als Kind, warum ist das ein Tabu? Und habe dann bis zu meinem 25. Lebensjahr niemanden gefunden, mit dem ich mich hätte austauschen können. Meine Begegnung mit Rudolf Steiner war deswegen so berührend für mich und entscheidend für meinen Lebensgang, weil ich dort auf Aussagen gestoßen bin über Dinge, die ich selber erlebt hatte. Das war wie eine neue Geburt, und ich war dankbar, dass ich erfuhr: es gibt eine ganze Gesellschaft, die sich um diese Inhalte bemüht. Es gibt also nicht nur einen, der mutig war, davon zu sprechen, sondern viele Menschen, die sich zusammenfinden, um das zu pflegen, was in meiner Kindheit keine Rolle spielte im Äußeren. M G: Aber die Begegnung war ein Buch. Ju v Ha: Ja natürlich. Ich bin Rudolf Steiner in seinen Schriften begegnet. M G: Das ist natürlich etwas anderes als der direkte Umgang durch Menschen. Ju v Ha: Ja, ich habe etwas gelesen, was ich selber erlebt hatte. Und deshalb war für mich klar, Rudolf Steiner ist der Richtige für mein weiteres Leben. Es war eine unmittelbare Bestätigung meiner eigenen Erfahrungen. Natürlich ging das noch viel weiter, was Rudolf Steiner alles aufgedeckt hat. Aber das, was ich erfahren habe, das habe ich bei ihm wiedergefunden. Deswegen wusste ich: Das ist es, wohin ich will. 4 Dann habe ich angefangen, ich bin ja eigentlich Architektin im Beruf, ich arbeite auch nach wie vor in dem Beruf, aber die Haupttätigkeit ist jetzt natürlich die Anthroposophie. Viel später habe ich mich dann getraut, auch von meinen inneren Erfahrungen zu berichten. Und die Stigmatisation und die Erlebnisse, die sich daran angefügt haben, das ist noch etwas Zusätzliches. Aber das Eigentliche, was ich heute Morgen Ihnen vorgelesen habe, nämlich die Erforschungen des Geistigen, das hat mit der Stigmatisation nichts zu tun. Ich bin durch die Stigmatisation nicht anders geworden, sondern was hinzugetreten ist durch dieses Ereignis, waren tatsächlich Wahrnehmungen von Ereignissen, die historisch geschehen sind wie in einer Chronik. Dies aufzufinden, war neu. Das war für mich auch deswegen von besonderer Bedeutung, weil mir diese Wahrnehmungen der historischen Ereignisse der Zeitenwende den Antrieb gegeben haben, die geistigen Zusammenhänge hinter diesen historischen Tatsachen geisteswissenschaftlich zu erforschen. Ich glaube, wenn Sie das festhalten, würden Sie mir einen großen Gefallen tun. Denn die Menschen sehen oft „nur“ die Stigmatisation und die ZeitenwendeWahrnehmungen, nicht aber meine eigentliche, nämlich geisteswissenschaftliche Arbeit und Aufgabe. Verstehen Sie, wie ich das meine? Ich mache das noch einmal deutlich: Man macht mir oft den Vorwurf – das ist die Kritik in der Hauptsache –, dass der Inhalt meiner Vorträge und Bücher nur die Wiedergabe von Wahrnehmungen ist, von unreflektierten Visionen. Aber das ist nicht zutreffend. Die Arbeit, die geistige Welt zu erforschen, das ist meine eigentliche Tätigkeit, und das war auch schon vor der Stigmatisation der Fall. Mit der Stigmatisation gingen tatsächlich einher Erlebnisse von der Zeitenwende, z.B. das ChristusEreignis und dessen historische Umstände, aber auch Wahrnehmungen von konkreten historischen Situationen aus anderen Zeiten sind mir seither möglich, wie aus der Zeit der Templer oder Ereignisse aus anderen Zeiten und 5 Zusammenhängen. Das war eine ungeheure Erfahrung. Doch das Besondere für mich war letztlich dabei, dass es sich für mich anhand dieser historischen Vorgänge ergeben hat, über diese Vorgänge geistig zu forschen, also herauszufinden durch die Mittel der Geisteswissenschaft, warum es zu genau diesen äußeren historischen Ereignissen gekommen ist und was ihre esoterische Bedeutung im Gesamtzusammenhang des Weltenplanes ist. Und es dürfte jedem Anthroposophen klar sein: so etwas kann man nicht durch eine reine Wahrnehmung herausfinden, sondern nur durch eine echte Erkenntnisarbeit. Und das ist dieselbe Arbeit, nämlich die geistige Forschung, die ich vorher auch gemacht habe. Das ist sehr wichtig, dass die Menschen das verstehen, weil das in der Öffentlichkeit der immer wieder entstehende Irrtum in der Beurteilung meiner geistigen Tätigkeit ist – jedenfalls bei denjenigen Menschen, die sich ein Urteil bilden, ohne sich durch Lesen meiner Bücher über die Inhalte meiner Arbeit tatsächlich informiert zu haben. Darum schreibe ich davon in jedem Vorwort meiner [christologischen] Bücher. (Aber so etwas wird ja leider oft überlesen oder nicht zur Kenntnis genommen.) M G: Sie schreiben, dass Sie schon vor zehn Jahren Imagination, Inspiration und Intuition hatten. Ju v Ha: Ja, dass ich einen Schulungsweg geübt habe, natürlich. Aber das setzte eben nicht erst vor zehn Jahren, also mit der Stigmatisation ein. Sondern alles, was ich tue, beruht darauf, dass dieser Erkenntnisweg in mir seit langer Zeit lebt. Ich habe nicht erst durch die Stigmatisation angefangen, mich mit der Anthroposophie zu beschäftigen. Wer das glaubt, befindet sich im Irrtum. M G: Und wie ist Ihre Forschungsmethode? Wie geht das im Praktischen? Wie tut man das? Ju v Ha: Die Frage ist ein wenig amüsant, verzeihen Sie, weil man im Grunde den Menschen keine zufriedenstellende Antwort darauf geben kann. Wie „man“ 6 das macht, ist letzten Endes in die Freiheit des Einzelnen gestellt. Rudolf Steiner hat schier unerschöpfliche Hinweise dafür gegeben, wie man sich auf eine geistige Forschung vorbereitet und welche Schritte auf dem Erkenntniswege genommen werden können und zum Teil auch müssen. Ich könnte jetzt gewisse Übungen beschreiben, die man macht, um sich vorzubereiten auf eine geistige Forschung. Aber den eigentlichen Erkenntnismoment, das rein geistige Denken und Erkennen, das kann man natürlich mit intellektuellen Begriffen nicht beschreiben. Wenn man dies könnte, bräuchte man kein übersinnliches Denken. Dann könnte man alles Notwendige auch mit dem Alltagsdenken bewältigen. Genau so wenig hat im Übrigen auch Rudolf Steiner den Moment beschrieben, in dem er zu übersinnlichen Erkenntnissen gelangte. Sie werden nirgendwo eine Ausführung von ihm darüber finden, was im letzten Augenblick dafür von seinem Ich getan wurde und welche Prozesse von jenseits der Schwelle lebenden geistigen Wesen notwendig waren, damit er zum Beispiel das Geheimnis der zwei Jesusknaben lüften konnte. Man könnte sich eigentlich nur dann wirklich über diesen eigentlichen Erkenntnisprozess jenseits der Schwelle verständlich machen, wenn man jemanden vor sich hätte, der selber diese geistige Tätigkeit ausübt bzw. die „chymischen“, okkulten Prozesse selbst erlebt hat, die dabei eintreten; dann allerdings müsste man es nicht mehr beschreiben, weil es ja von demjenigen, der es tut, selbst schon gewusst wird. – Einen Hinweis auf dasjenige, was sich dabei abspielt, auf einer höheren, nicht vorbereitenden Ebene findet man in Rudolf Steiners Klassenstunden für die Mitglieder der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft, vornehmlich in den Ausführungen vom Beginn der 11. Stunde an. Ich kann hier nur sagen, dass das geistige Forschen zunächst ja ganz konkret mit einer Konzentrationsübung anfängt, man kann auch sagen Meditation. Das ist ja selbstverständlich. Also, wie gesagt, mit einer „Konzentrationsübung“, begleitet aber mit dem Focus auf eine bestimmte Problematik, die ich verfolgen möchte. Das A und O dabei ist, dass zunächst komplett in den Hintergrund tritt das 7 persönliche Interesse an dem Thema, auch wenn dies merkwürdig klingt. Darum ist geistige Forschung für meinen Begriff sehr schwierig, weil man es erst erreichen muss, sich einen Freiraum vom niederen Persönlichen zu schaffen. In einem anderen Zusammenhang spricht Rudolf Steiner vom „leeren Bewusstsein“, d.h. ich muss versuchen, erstens den Alltag auszuschalten. (Das Telefon, das Handy, die Überlegung, was muss ich jetzt noch machen, um soundso viel Uhr kommt dieser und jener Mensch – das muss alles weggeschoben werden. Da das für mich am Tage sehr selten möglich ist, weil ich einen unglaublich vollen Plan habe, tue ich diese Arbeit oft des Nachts, d.h. natürlich, wenn ich nicht dabei schlafe.) Also das ist das, was als Grundvoraussetzung gemacht werden muss. Des Weiteren kann nur etwas eintreten, was man geistige Forschung nennt, und man kann nur dann darauf hoffen, gewisse Antworten jenseits der Schwelle zu finden, wenn man in der geistigen Tätigkeit unmittelbar drinnen steht. Wenn man vom Vorstellen, geistig tätig zu sein wegkommt in die tatsächliche geistige Tätigkeit. Das ist in verschiedenen Situationen möglich: man hält einen Vortrag, man gibt ein Seminar, und ein Mensch stellt eine Frage. Dann ist es möglich, dass man aus der Intuition heraus blitzartig die Antwort geben kann, weil man so sehr im höheren Geisteswesen des Anderen drinnen lebt und zugleich in dem objektiven Tatbestand, um den sich die Frage dreht, dass die Möglichkeit eintritt, die man sonst sich nur erarbeiten muss durch die Meditation, dass man frei wird von dem ganz Eigenen, und es fährt wie ein Blitz die Antwort in das höhere Bewusstsein ein. Man hat die klare Durchsicht in das, was ist. – Eine phantastische Erfahrung, weil man wie durch einen Nadelpunkt, ein ganz kleines Pünktchen hindurch tauchen kann und erkennt, wie die gesamte Geschichte der Menschheit aufgereiht ist wie an einem Faden, wie Eines mit dem Anderen in einer höheren Ordnung zusammenhängt. Alles wird sichtbar wie durch ein Okular, mit einem Mal. Und dann muss man sich nur noch sehr anstrengen, wenn man das erreicht – egal zu welcher Gelegenheit, ob in der geführten Meditation, die man 8 angestrengt tut, oder bei der Intuition, die blitzartig kommt –, dass man versucht dasjenige, was man erkannt hat, festzuhalten und in Begriffe zu gießen, ins Wort. Dabei geht notwendiger Weise sehr viel verloren, so dass eigentlich das, was man dort wahrnimmt und das man in einer höheren Weise begriffen hat, in dem Moment, wo man es aussprechen muss, nicht mehr genau das ist, was es als lebendige Tatsache gerade noch gewesen ist. Heute ist dies vorerst nur bei den Mantren anders. In Zukunft wird sich das aber mehr und mehr ändern, so dass das Wort, das wir sprechen, immer mehr auch dem entspricht, was sich in es hineinergießen will an geistiger Wahrheit. Das ist ein durchaus schmerzhafter Prozess. Darum ist das Ringen um eine richtige Sprache, das richtige Formulieren sehr aufwendig, aber es muss gemacht werden, sonst kann man nicht von der geistigen Welt Zeugnis ablegen. M G: Ja, das kann ich voll verstehen. Und wie kann man das kontrollieren oder fühlen, ob das möglich ist? Ju v Ha: Kontrollieren, ob das richtig ist, was man wahrnimmt oder erkannt hat? Natürlich, in bestimmter Beziehung ist das natürlich möglich, muss möglich sein, denn bevor ich irgendetwas in ein Buch schreibe, muss ich mir sicher sein, dass dasjenige, was ich schreibe, so weit wie möglich der Wahrheit entspricht – ich sagte ja: Das ist wie beim Zauberlehrling (Sie kennen das Gedicht von Goethe?) , der die Geister, die er rief, am Ende nicht mehr zurückgeholt werden können. Er kann nicht das zurückholen, was einmal freigesetzt wurde; also wenn man etwas sagt oder auch aufschreibt, dann muss man dafür gerade stehen, nicht nur vor den Menschen, sondern auch vor dem göttlichen Weltenrichter. Und die Ernsthaftigkeit ist demjenigen, der diese Arbeit tut, natürlich bewusst. Wenn ich etwas aufschreibe, das rein geistiger Inhalt ist, dann ist das Finden der richtigen Begriffe ungeheuer wichtig. Ich versuche, das Beste daraus zu machen, damit ich das verantworten kann. 9 Zunächst hat man die eigene Wahrnehmung geistiger Verhältnisse, Imaginationen oder Inspirationen zu überprüfen. Also: wie verhält sich das Geschaute zur objektiven Wirklichkeit? Da gibt es mehrere Methoden bzw. mehrere Punkte, die zu beachten sind. Ich kann ein Beispiel nennen, das ich in meinem Geleitwort zur Reihe „Beiträge zum Verständnis des ChristusEreignisses“ nenne: Wenn ich also beispielsweise eine Aussage machen will über die elementarische Welt, dann reicht es nicht, wenn ich mit meinem Bewusstsein in die elementarische Welt hineinsteige, sondern wenn ich eine Aussage über das elementarische Reich treffen will, muss ich mich auch – nachdem ich in dieser Sphäre wahrgenommen habe –, mit meiner rein geistigen Gedankentätigkeit über diese Sphäre erheben. Also das heißt: Ich muss mindestens bis zur imaginativen Stufe kommen, um über die elementarische Welt korrekte Aussagen machen zu können. Ansonsten würde man nur das Wahrgenommene beschreiben können, aber das wäre keine Erkenntnis. Wahrnehmung findet innerhalb der jeweiligen Sphäre statt, z.B. im Elementarreich, und da muss man auch hineinsteigen, wenn man das Elementarreich kennenlernen will. Aber die Erkenntnis muss in einer der darüber liegenden Sphären gebildet werden. Das muss man also prüfen, denn sonst kommt man nicht zu Erkenntnissen, sondern nur zu subjektiven, also zu empfindungsmäßigen oder intellektuellen Einschätzungen, Beurteilungen, Meinungen oder gar Illusionen über einen Sachverhalt. Gerade auf dem Feld des Elementarischen sind da oft Missverständnisse zu beobachten: Nehmen wir an, ich würde mich mit einem Elementarwesen „unterhalten“, (– ich muss gestehen, dass ich solche „Unterhaltungen“, wie sie andere Menschen offenbar pflegen, nicht kenne, sondern meine „Unterhaltung“ mit elementarischen Wesenheiten findet in einer anderen Weise statt –), aber nehmen wir an, ein Elementarwesen, zum Beispiel ein Wassergeist, gibt mir mit einem Mal eine Auskunft über das okkulte Verhältnis des Judas zu dem Christus Jesus oder über ein anderes tiefes geistiges Mysterium, welches im Prinzip 10 ausschließlich die höhere spirituelle Entwicklung des Menschen betrifft, also die Bewusstwerdung des Menschen gegenüber seiner höheren Ichheit, dann muss mir klar sein, dass dieses Elementarwesen nur aus seiner Sicht diese Dinge schildern kann. Das heißt aber nicht, dass diese Aussagen des Elementarwesens zu den erwähnten Aspekten von einer übergeordneten Warte aus wahr sind, nur weil sie von einem geistigen Wesen gemacht wurden. Denn das Elementarwesen hat gar kein menschliches Ich! Und so kann es natürlich auch keine wahrheitsgemäßen Aussagen über das Ich-Mysterium treffen. Das Elementarwesen kann nur die Auswirkungen unserer Taten auf seine eigene Lebenswelt beschreiben. Das kann sehr wertvoll für den Menschen sein. Aber das Elementarwesen selbst wird keinen Zusammenhang in seinem Bewusstsein herstellen können zwischen den Wirkungen unserer ich-haften Taten auf seine Lebenssphäre. Das muss der Mensch selbst tun. Aber man darf dann nicht verwechseln die eigenen Rückschlüsse mit den Aussagen der Elementarwesen. M G: Wissen die Engel alles? Ju v Ha: (lacht) Das kommt darauf an, welchen Engel man fragt. (Alle lachen) Es gibt auch luziferische und ahrimanische Engel. Es ist durchaus interessant, diese Wesen und ihr Wissen anzuhören. Aber wenn wir jetzt bei den guten Engeln bleiben, dann würde ich sagen: der Angelos weiß in der Relation zum Menschen tatsächlich alles. Wenn man aber noch weiter hinaufschaut, die menschliche Perspektive verlässt, dann hat natürlich auch der Angelos eine gewisse „Position“ und auch Aufgabe innerhalb der geistigen Welt. Er mag vielleicht ebenso viel „wissen“ wie die nächst höhere Hierarchie, insofern er eine Einsicht in die Weisheit höherer Geister hat und diese Weisheit aus seinem Ich heraus bejahen kann. Aber er kann vorerst nur auf einer niedrigeren Stufe als die höhere Hierarchie arbeiten, weil er selbst noch eine Entwicklung durchmacht, so dass die Gebiete, die die höheren Hierarchien abdecken, nicht in sein Blickfeld kommen. Das heißt, er hat eine bestimmte Aufgabe, (die 11 allerdings aus der Perspektive des Menschen so hoch ist, dass der Mensch seinen Angelos oft mit Gott verwechselt), nämlich sich um die Individualität des einzelnen Menschen zu bemühen, während die übergeordnete Hierarchie dann sozusagen wieder für eine Gruppe von Menschen da ist und dementsprechend mehr oder noch erweitert „weiß“. Da gibt es die Volksgeister usw., und darum gibt es „Perspektivausschnitte“ des Wissens. Trotzdem leben sie in der geistigen Realität unmittelbar darinnen und wissen deswegen natürlich alles, wenn man so will. Wenn man als Mensch in der geistigen Welt bewusst wird, weiß man auch „alles“, jeder von uns tut das, jeder jede Nacht. Es ist nur die Frage, ob wir das in unserem Bewusstsein bewahren können. Wenn wir Anteil nehmen an den Gedanken der geistigen Wesen, sind wir alle weise – so wie auch der Angelos einsichtigen Anteil nimmt an den Weltgedanken der Kyriotetes oder anderer Geister. Wir wissen dann genauso viel wie die höchsten Hierarchien, in dem Moment, wo wir mit unserem Ich ganz in der geistigen Welt sind. Aber wirklich aus sich selbst heraus weise zu sein, so wie eine Gottheit, eine Engelhierarchie, also die Weisheit hervorzubringen, das ist eben etwas anderes, das der Mensch sich noch zu erarbeiten hat, so wie es sich sein Angelos vor ihm erarbeiten musste. Zur Zeit nimmt der Mensch im Schlaf „passiven“ Anteil an der Weisheit anderer, höherer Wesen und ist durch sie weise. Aber er muss weise werden durch ein allmähliches Bewusstseinserwachen in der geistigen Welt. Für diesen Werdegang kann er sich an den Engeln orientieren. M G: Und wie viel beschäftigen Sie sich mit theologischen Dingen, christologischen Themen, und warum ist das? Ju v Ha: Weil das die Antwort geben kann auf alle unsere Probleme (lacht), und weil, wenn man versteht, dass in der Menschheit etwas eingetreten ist, was jenseits einer religiösen Überzeugung etwas an dem Menschenwesen verändert hat bis ins Physische hinein, nämlich das Christus-Ereignis (als über- 12 konfessionelle Tatsache), wenn man beginnt, das zu verstehen, dann hat man eine Handhabe, die Welt anders zu gestalten. Und ich glaube, die Welt hat das nötig. Ich glaube, da liegt der Angelpunkt, weil das, was der Mensch als Wesenheit wirklich ist, das ist das Abbild dessen, was wir „Christus“ nennen, das wahre Ich sozusagen. Also wie Paulus sagt: „Nicht Ich (das Niedere), sondern der Christus in mir.“ Wenn ich lerne, das zu entdecken, habe ich verstanden, was der Christus ist. Das klingt sehr einfach, aber die Selbsterkenntnis ist sehr schwer. Aber darum meine ich: wir brauchen nicht immer von dem Christus zu sprechen, Seinen Namen von morgens bis abends im Munde zu führen. Aber die Aktivität, die man entfalten kann dadurch, dass das Mysterium von Golgatha als geistig-seelisch-physisch veränderndes Faktum eingetreten ist und dass man sich dieser Tatsache bewusst wird und dieses „Geschenk“ ergreift, diese Aktivität, die kann etwas in der Welt zurechtrücken. Mich interessiert die Quelle. Wo kommt das her? Warum ist ein Mensch eigenverantwortlich? Warum ist es unsinnig, wenn DER SPIEGEL einen führenden Wissenschaftler zitiert, der behauptet: Wir sind nur eine Anordnung, eine Zufallslotterie von Genen? Wenn das wahr wäre und wir uns konsequent danach richten würden, dann wäre unsere ganze Rechtsprechung vollkommen überflüssig, denn ich kann schließlich nichts dafür, wenn ich unmoralische Handlungen begehe, es sind ja meine Gene, die mich steuern. Wenn wir alle so denken würden, und uns alle so verhalten würden, dann wäre die Welt schon längst zerstört. Aber so ist es ja zum Glück nicht. Doch leider müssen wir beobachten, dass es in der Gegenwart Tendenzen gibt, die sich auch in Zukunft immer stärker durchsetzen werden, die den Menschen diesen Unsinn glauben lassen wollen. Ich möchte mit meiner Arbeit dieser Tendenz entgegentreten. Es gibt eine Quelle für moralisches Handeln. Und diese Quelle kann der Mensch im eigenen Innern auffinden, er verspürt ja eine Verantwortung, ein Gewissen, das ihn aufruft, moralisch zu denken und zu handeln. Das Gewissen hängt zusammen mit dieser Quelle. Und wenn man da herangeht, hat man 13 Möglichkeiten, sich besser zu verhalten. Darauf kommt es ja an für unsere geistige Entwicklung. Der geistige Schulungsweg ist ja nicht dazu da, um selbst zu profitieren, sondern damit durch uns andere profitieren. M G: Und was ist die physisch vorhandene Wirksamkeit des Christus? Ju v Ha: Oh, das fängt schon dabei an, dass die Menschen in der Lage sind (jedenfalls potentiell), heute einander anders zu hören, wahrzunehmen, dass sie sich auf eine neue Art wirklich zu verstehen können. Dieser Fortschritt, der auf die Bewusstseinsseelenentwicklung zurückgeht, macht sich bis ins physische hinein kenntlich. Der Leib wird ja durch spirituelles Bewusstsein umgewandelt. Und am stärksten wird das an dem „ältesten“ unserer Organe sichtbar, nämlich am Gehirn. Ich bin sicher: Wenn es möglich wäre, heute einen gegenwärtigen Menschen und einen Menschen mit einer Konstitution, wie sie vor 1000 oder 2000 Jahren war, in eine Scannerröhre zu schieben, dann würde man beobachten, dass verschiedene Areale bei diesen beiden unterschiedlichen Menschen zum Einsatz kommen, wenn diese Menschen denken. Allein die Intellektualität, die man zum Erfassen anthroposophischer Gedanken, höherer Gedanken braucht – denn das ist der erste Schritt auf dem Weg zu einem Denken, das das Gehirn irgendwann nicht mehr benötigt –, allein die Möglichkeit, bestimmte Zusammenhänge über die Welt denken zu können, die hat heute der Mensch in einem völlig anderen Maße als der frühere Mensch. Das muss der Mensch aber nutzen, um weiter zu kommen. Er darf im rein Intellektualistischen nicht stehenbleiben. Aber die Möglichkeit, jetzt aus diesem Verstandesdenken den Sprung zu einem höheren Denken zu vollziehen, das wäre eben dem früheren Menschen – auch physisch – gar nicht möglich gewesen. Das ist eine Auswirkung der Christus-Tat. Und ich bin überzeugt, dass Forscher eines Tages an der Untersuchung physischer Gehirne werden beobachten können, dass Menschen, die das höhere Denken praktizieren, das immer mehr absterbende Gehirn gar nicht benutzen. Das wird man messen 14 können. Genau genommen, werden wir immer fähiger, übersinnliche Gedanken zu denken, je weiter unser sinnlicher Gedankenapparat zerfällt. Aber es gibt viele, viele verschiedene Beispiele für die Wirksamkeit des Christus bis ins Physische. Ich habe vorhin die Andeutungen gemacht über die Veränderung der Fortpflanzung im Menschen. Das ist ein Werdeprozess, der Mensch war nicht immer physisch so, wie er jetzt ist. Und in Zukunft wird sich die Fortpflanzung ganz anders vollziehen als heute. Das Mysterium von Golgatha hat bewirkt, dass der Mensch frei werden kann von der Abhängigkeit seines Leibes, und dass er nicht nur der Herr werden kann über seine Seele, sondern auch über das Werkzeug des physischen Leibes. Und wenn er das eines Tages ist oder wird, langsam, langsam, dann kann er irgendwann auch den physischen Leib ganz ablegen. Anthroposophen wissen, das wird spätestens notwendig, wenn wir auf dem sogenannten Jupiter wieder als Menschenwesen erscheinen wollen, denn dann gibt es keine mineralische, keine materielle Erde mehr. Dann müssen wir ein anderes Werkzeug geschaffen haben, das die Funktion dieses materiellen physischen Leibes übernehmen kann – ein Werkzeug, das zwar physisch ist, aber nicht materiell ist. Wir werden ausbilden, und haben gegenwärtig schon damit begonnen, das von Rudolf Steiner sogenannte „Phantom“ des physischen Leibes, welches auch Paulus in seinem 1. Korintherbrief (15, 45f.) beschreibt. Auch gibt es, als ein anderes Beispiel der Wirksamkeit des Christus bis ins Physisch-Materielle hinein, eine sehr spannende Arbeit von einem Physiker, Prof. Peter Gschwind, (in Buchform erschienen im Verlag am Goetheanum vor ca. fünf Jahren: Die Ich-Struktur der Materie). Dieser Physiker hat die Materie untersucht und hat festgestellt, dass die materiellen Substanzen (ich kann Ihnen nicht erklären, wie das geht), seit dem Zeitenwendepunkt eine andere chemische Substantialität angenommen hat. Das ist eine sehr beachtete Arbeit. Es gibt nur wenige Menschen, die diese wissenschaftlichen Untersuchungsergebnisse fachlich genau nachvollziehen können. Aber diese Arbeit ist auch außerhalb der 15 anthroposophischen Kreise beachtet und ernst genommen worden. Es wird darin beschrieben eigentlich ein wissenschaftlicher Beweis für die Veränderung der Erdenstruktur seit dem Ereignis von Golgatha. – Und nun kann man sich schon denken, dass dies auch mit dem Menschen zusammenhängt, denn die Erde ist das Feld der Entwicklung für den Menschen zu einem höheren geistigen Wesen. Man sagt ja aus der Anthroposophie heraus, die Erde ist schon im Niedergang begriffen, sklerotisiert, baut sich ab. Das ist auch in der Tat der Fall. Jeder Naturwissenschaftler, der auf diesem Gebiet forscht, wird bestätigen können, dass die Erneuerungsprozesse der Erde abnehmen, genauso, wie die Sonne ihre Energie verbraucht, wird auch die Erde irgendwann aufhören zu existieren in der Art, wie wir sie zu kennen glauben oder heute noch erleben. Und was das Mysterium von Golgatha schafft, ist, dass in diese Materie ein Keim gelegt wird, der die Transformation der Materie bewirken kann. Nicht etwas, das mit der Materie verschwindet, sondern ein Keim zu etwas Übersubstantiellem, was dennoch ganz hart an der Grenze zur Substantialität ist. Das nennen wir das Ätherische. Und dieses Ätherische ist geistiges, das heißt unsterbliches Leben. Aus diesem „Stoff“ wird die Erde einmal in ferner Zukunft bestehen, und diesen Zustand der zukünftigen Erde nennt der Okkultist den „Jupiter“. M G: Das ist auch schon eine Antwort auf meine nächste Frage. Wie wichtig ist die Versorgung des physischen Leibes? Ju v Ha: Ausgesprochen wichtig, weil der physische Leib unser Werkzeug ist zur höheren Erkenntnisbildung. Es ist eben nicht allein wichtig, sich um den Geist zu kümmern, sondern in gewisser Hinsicht auch um die Pflege des materiellen Körpers, um den Leib, weil ich ausschließlich Erkenntnisbildung und Reifeprozesse, alle Entwicklung nur während des Erdenlebens erlangen kann. Und wenn ich den Leib als Werkzeug dazu nicht erhalte, dann kann ich diese geistigen Erkenntnisse niemals gewinnen, dann werde ich sie nicht haben. Das heißt nicht, dass man keine höheren Erkenntnisse gewinnen kann, wenn 16 man an einer physischen Erkrankung leidet wie Krebs oder wenn man ein gebrochenes Bein hat, wenn also der physische Leib beschädigt ist, sondern ich muss sehen, dass ich einen Beitrag leiste zur Erhaltung, zur ätherischen Belebung meines Leibes zum Schutz und zur Aufrechterhaltung des Lebens, weil der das kostbare Feld meiner spirituellen Entwicklung ist. Und ich muss dafür sorgen, dass ich mir einen Leib schaffe, der mein Ich auch in Zukunft aufnehmen kann, wenn die materielle Erde und die materiellen Leiber weiter in einen Zerfall hineingehen. M G: Ich möchte auch etwas fragen über die Zusammenhänge zwischen Menschen. Sie haben über Schwierigkeiten zwischen Anthroposophen gesprochen, weil manchmal die Dinge zu persönlich genommen werden. Na gut, das ist menschliche Realität, aber man hat das individuell Persönliche, und man hat das Soziale, das Gemeinschaftliche. Wie kann man das in der Waage halten? Das ist eine Schwierigkeit, wenn Menschen immer etwas mit einem Urteil verbinden, was man meint und denkt. Aber man sieht, dass so etwas störend ist in der Gemeinschaft. Was ist geschehen, was kann die Gemeinschaft dafür tun, dass das nicht so extrem wird? Ju v Ha: Ich glaube, da müssen wir genau an diese Ich-Kraft des Menschen heran, weil jeder nur individuell seinen Beitrag leisten kann. Ich kann mich nicht darauf verlassen, dass der andere dieses oder jenes für mich macht; oder anders: wenn ich sage, ich erwarte von dir, dass du tolerant mir gegenübertrittst, dann muss ich dir dasselbe zur Verfügung stellen. Im Vaterunser kommt das sehr schön zur Geltung: Vergib uns unsere Schuld, wie wir vergeben unseren Schuldigern. Also, was ich von anderen erwarte, muss ich selbst erst einmal tun. Der einzelne Mensch muss versuchen, das zu leisten, und das Einzige nach meiner Erfahrung, was funktioniert ist, eben zunächst mal sich zurückhalten mit dem eigenen Urteilen, sondern dass man erstmal etwas wahrnimmt, man kann besser sagen: für wahr nimmt, was an einen heran tritt, was da ist. Ich kann mich 17 darüber aufregen, dass dort draußen auf dem Hof ein Baum steht. Dann sage ich: Warum steht er da? Ich will nicht, dass er da steht! – Aber meine persönliche Haltung zu dem Baum ändert nichts daran, dass er da steht. Wenn ich sage, ich bin dagegen, dass er da steht, oder es ist unberechtigt, dass er da steht, dann sagt der Baum durch sein schlichtes Da-Sein zu mir: Das ist mir ganz egal, ob du das so findest. Es ist eine schlichte Tatsache, dass ich hier stehe. Und diese Tatsache ist unabhängig von deiner Meinung, deiner Sicht, deiner Haltung. Damit will ich sagen, wir müssen uns anstrengen, mit den Realitäten umzugehen und davon wegzukommen, sofort eine persönliche Meinung zu entwickeln und diese persönliche Meinung mit der Realität zu verwechseln oder gar für eine geisteswissenschaftlich fundierte Erkenntnis zu halten. Wenn wir nur darauf aus sind, auf unserer persönlichen Meinung zu beharren, tragen wir zu einer Eskalation bei, nicht aber zu einer gemeinschaftlichen Erkenntnisbildung. Leider muss man feststellen, dass Kindern so etwas oft besser gelingt als uns Anthroposophen. Die Kinder gucken sich wenigstens dabei in die Augen, wenn sie sich streiten, auch tragen sie ihre Konflikte unmittelbar in der Begegnung mit ihrem Gegenüber aus. Ich musste erfahren, dass nicht einmal das „bei uns“ mehr möglich ist, denn da wird die direkte Begegnung, die ein Erkenntnis-Gespräch, ja überhaupt eine Wahrnehmung des Mitmenschen eben nun einmal erfordert, gar nicht mehr hergestellt. Man vermeidet ja geradezu Begegnungen, um sich in seiner Meinung, die man liebgewonnen hat, bloß nicht verunsichern zu lassen. M G: Was kann man mit dem Einzelmenschen tun, wenn man in eine Gemeinschaft eintritt, wo alte Probleme auftreten, die noch immer nicht abgearbeitet sind? Was muss man tun? Ju v Ha: Man muss erst mal untersuchen, in welcher Beziehung man als Einzelmensch zu dieser Gemeinschaft, in die man da eintritt, steht: Es gibt ja nur zwei Möglichkeiten: Entweder ich merke, ich habe selbst einen karmischen Zusammenhang mit dieser Gruppe so, dass das auch meine Problematik ist, das 18 spürt man irgendwann; oder man sagt sich: ich interessiere mich zwar für die Anthroposophie, aber ich merke, dass ich biographisch nichts mit dieser zerstrittenen Gemeinschaft, die da Anthroposophie meint zu betreiben, zu tun habe. Das sind ja zwei unterschiedliche Ausgangspunkte. Und der erste Mensch wird sich deshalb anders dazu stellen als der zweite. Wenn ich als Ausgangspunkt die erste dieser beiden Situationen habe, macht das die Sache schon schwierig, weil ich mehr dazu leisten muss, um eine objektive Gesinnung zu entwickeln, wenn ich selbst karmisch involviert bin. Wenn man sich selbst also dann in so einer karmischen Gruppe eingebettet findet, in der vieles nicht aufgearbeitet worden ist, dann würde ich empfehlen, sich miteinander einem Thema, einer Aufgabe zu widmen, welche alle gleichermaßen bewegt und somit auch verbindet. Im vorliegenden Fall ist das ja im Grunde ganz naheliegend: Das verbindende Element heißt Anthroposophie. Ich denke, das ist doch das Wesentliche, worum es uns allen gleichermaßen gehen sollte, die wir doch alle Anthroposophie in der Welt vorwärts bringen wollen. Das ist doch das schönste verbindende Element, das man sich überhaupt nur denken kann! Und wenn man dieses Ziel im Auge behält, wird man schnell bemerken, dass es wirklich schade darum wäre, seine Zeit damit zu vergeuden, sich in irgendwelchen Wortgefechten oder Meinungsverschiedenheiten zu verwickeln usw. oder dem anderen umständlich zu „beweisen“, dass er eine bestimmte Evangelienstelle oder Aussage Rudolf Steiners falsch interpretiert. Das hält uns doch nur davon ab, das Wesentliche zu tun. Und man kommt auch schnell zu der Erkenntnis, dass das Eine, Große nur erreicht werden kann, wenn viele Menschen etwas dazu beitragen, und zwar auf ihre individuelle Art. Sonst könnte niemals ein Ganzes entstehen, es bliebe alles einseitig, nur Bruchstückhaftes, wenn alle Menschen dasselbe beisteuern würden. Wenn man also merkt, dass man eine persönliche karmische Beziehung zu jener Gruppe von Menschen hat, die in gravierende karmische Probleme verstrickt ist, dann sollte man zuerst prüfen, in wieweit man selbst in der Lage ist, die Dinge 19 objektiv zu sehen oder in wieweit man doch selber so verstrickt ist, dass man unter Umständen befangen ist und sich eingestehen muss: in Wahrheit will ich gar nicht zu einer Einigung kommen. Das muss man in einer stillen Stunde prüfen. Denn es ist ja heute nicht eine Frage des Könnens, sondern eine Frage des Wollens. Ich muss bei mir selbst zuerst und nicht bei dem Andern prüfen: welche Motive, welche Ursachen liegen vor? Ich selbst stehe in einer Verantwortung. Die kann ich nicht an anderen delegieren. Will ich einen nützlichen, heilsamen Beitrag für die Gemeinschaft leisten, muss ich mich zuerst zur Selbsterkenntnis aufraffen, ich muss in voller Ehrlichkeit meine Motive überprüfen wollen. Wenn jemand aber empfindet: ich interessiere mich wirklich nur für Anthroposophie und habe keine Beziehung zu den karmischen Verhältnissen innerhalb der anthroposophischen Gemeinschaft, dann ist vielleicht auch hier die größte Hilfe, die man dieser Gruppe von außen geben kann, dass man diese Gruppe darin unterstützt, den Focus wieder auf die eigentliche Arbeit zu lenken, auf das Wesentliche, nämlich wieder Anthroposophie in den Mittelpunkt zu rücken. – Das wäre ja wirklich wunderschön, wenn wir endlich einmal damit beginnen könnten, Anthroposophie zu treiben, anstatt ständig das „Wesen“ Anthroposophie durch unser allzu Persönliches zu verletzen. M G: Und was werden Sie in den nächsten zehn Jahren machen? Ju v Ha: Hoffentlich Dinge dazu lernen (Es wird gelacht). M G: Sie sind Objekt einer Kontroverse. Ju v Ha: Ja, das ist aber nur mittelbar mein Problem. Denn es zeigt sich oft, dass es um meine Person in Wirklichkeit gar nicht geht. Die meisten meiner Kritiker kennen mich ja persönlich gar nicht, haben mich nie gesehen oder gehört, und viele geben auch offen zu, dass sie es nicht nötig haben, meine Schriften zu lesen, um sich über mich ein Urteil anzueignen 20 M G: Wie gehen Sie damit um? Ju v Ha: Mit Geduld. Das ist ein Feld, auf dem ich viel lernen durfte. Es ist sehr interessant, sich selber dabei zu beobachten. Zuerst ist man erschüttert und verletzt und man versucht, sich zu rechtfertigen. Dann kommt eine Phase, in der man merkt: das hat mit dir ganz persönlich gar nicht viel zu tun, denn die Leute kennen dich ja gar nicht. Also da muss irgendetwas anderes vorliegen. Diese großen Emotionen, die da freigesetzt werden in manchen Menschen, die beziehen sich gar nicht auf dich als Person, sondern vielleicht vielmehr auf das, was du sagst oder wofür du dich engagierst. Dann kommt eine nächste Phase. Da hat man die Hoffnung, dass man in einem zwischenmenschlichen Austausch auf der Ebene des gesunden Menschenverstandes die Probleme auflösen kann. Denn man glaubt zunächst, dass es sich tatsächlich um Erkenntnisfragen oder Erkenntnisdifferenzen handelt. Dann muss man jedoch feststellen, dass das meistens gar nicht die Ursache der Emotionen ist. Denn es wird ein Erkenntnisgespräch verweigert. Wer aber tatsächlich an der Klärung inhaltlicher Belange interessiert ist, würde einem Erkenntnisgespräch nicht aus dem Wege gehen. Man lernt also an diesem Punkt, dass es Menschen gibt, die sagen: Ich will mich gar nicht austauschen! Oder: du hast von vornherein Unrecht, deshalb brauche ich mich mit dir nicht zu unterhalten. Das ist die zweite Phase, da ist man wieder recht enttäuscht, dass man auf der sachlichen Ebene nicht weiterkommt. Aber man lernt zu verstehen, dass man diesen Menschen, die sich dafür entschieden haben, sich nicht austauschen zu wollen, auch ihre Freiheit lassen muss. Durch diese Enttäuschung musste ich durch. (Das deutsche Wort ist sehr treffend dafür: Ent-Täuschung. Denn man hat sich eigentlich selber getäuscht, nämlich in seiner Erwartungshaltung dem Anderen gegenüber.) Und dann kommt die dritte Phase, in der bin ich jetzt gerade, ich weiß nicht, wie viele noch kommen; die dritte Phase ist: versuche auf den Gebieten, wo es notwendig ist, dem Unwahren das Wahre entgegenzustellen, aber ansonsten 21 halte dich nicht auf mit den Kontroversen, denn dann wäre das passiert, was eigentlich die Widersachermächte beabsichtigten, dass nämlich nichts Konstruktives, nichts Belebendes mehr entstehen kann. Es kommt die wohltuende und beruhigende Erkenntnis, der liebevolle Ruf aus der geistigen Welt: prüfe dich immer und prüfe die Vorwürfe, die man dir macht. Aber vergiss nicht, deine Arbeit zu machen! Und das tue ich. Denn letzten Endes gilt doch das, was Paulus sagt: „Es ist mir nicht wichtig, dass ich von euch gerichtet werde oder von irgendeinem menschlichen Gericht. Auch richte ich mich selbst nicht… Vielmehr ist es der Herr, der mich richtet.“ Und so stelle ich meine Arbeit in die Welt, indem ich mich vor Gott verantworte. Ich gebe meine Arbeit hin zur freien Verfügung. Wer sie annehmen möchte – bitte, gerne!; und wer nicht, der nicht. M G: Mit wem möchten Sie Austausch halten? Ju v Ha: Möglichst mit allen Menschen. Ich bin kein Mensch, der Angst hat vor einem Austausch. Der Grund, warum ich nie ein Interview gegeben habe, war einfach, dass ich fand, dass um meine Person zu viel „hype“ gemacht wird, und ich wollte das nicht noch befeuern durch Interviews, weil wirklich mein Anliegen die anthroposophische Arbeit ist und die Themen, die ich in meinen Büchern aufgreife. Und ich weiß, dass die Interviewpartner leider am wenigsten der Inhalt meiner Bücher interessiert, sondern das scheinbar Sensationelle meines Schicksalsganges. Und gerade das wird mir ja von den Kritikern zum Vorwurf gemacht. Es hat ja schon geheißen: Judith von Halle dürfte gar keine öffentliche anthroposophische Arbeit machen, weil sie durch ihre Stigmatisation unfrei wirkt. – Also, mein Anliegen sind die Themen, die ich in meinen Büchern wiedergebe, wie zum Beispiel „Die Templer“ und „Der Abstieg in die Erdenschichten“ oder wie die Bücher heißen, sie alle haben nichts zu tun mit Judith von Halle persönlich. Das ist nicht das, worum es mir geht. Im Gegenteil, ich hatte früher ein gemütliches Leben, und man kann sich schon für das 22 persönliche Glück etwas anderes wünschen als einen solchen Schicksalsgang und die Ereiferung der Menschen über diesen Schicksalsgang, so wie ich sie über die letzten 10 Jahre leider erleben musste, aber ich kommuniziere gern mit Menschen. Ich habe mich nie einem Gespräch entzogen, wenn jemand eine ehrliche Anfrage hatte. Es ist ein großer Gewinn, Menschen kennenzulernen, jeder Mensch ist auf seine Weise wunderbar, mit seinen eigenen biographischen Erfahrungen – ganz unglaubliche Sachen kann man erfahren und davon lernen, da wird man demütig. M G: Wie halten Sie das aus? Ju v Ha: Weil ich die Unterstützung einer festen Wurzel habe, und das ist die geistige Welt. Meine Kindheit war auch nicht immer leicht. Doch es war letztlich recht, solch eine Kindheit durchgemacht zu haben, weil ich mir einen kleinen Schutzpanzer angelegt habe für die Erfahrungen, die ich in späteren Jahren, nämlich innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft durchmachen musste. Durch diese feste Wurzel, die im Geistigen liegt, bin ich auch nie vollkommen aus der Bahn geworfen worden, so dass ich in eine Verzweiflungssituation gekommen wäre, in der ich hätte sagen müssen: Ich kann nicht mehr weiter. In den Tiefpunkten des Lebens kommt es darauf an, ob wir uns auf das Licht besinnen können, das von jenseits dieses Lebens ausstrahlt. M G: Können Sie noch mal Ihre Themen benennen? Ju v Ha: Tja, die Themen kommen manchmal in dem Moment, wo man in die geistige Welt hineinschaut und einem etwas begegnet, das sich in der heutigen Welt Gehör verschaffen will. Man muss nur darauf hinlauschen. Oder man schaut in die irdische Welt hinein und möchte die Ursachen für gewisse Umstände erforschen. So ist z.B. das Buch über die Templer entstanden, weil es ein siebenhundertjähriges Jubiläum gab, und ich habe angefangen, mich mit den 23 spirituellen Umständen der Beseitigung der Templer und ihrer fortdauernden Verleumdung zu beschäftigen. Ein Thema, das ich gerade für die Gegenwart für äußerst wichtig halte, ist das Thema der geistigen Gegenkräfte. Diese wirken ja deshalb so intensiv in der Welt, weil sie in dem einzelnen Menschen ansetzen. Es läuft hier wieder auf die Selbsterkenntnis hinaus, wenn man etwas gegen das Überhandnehmen solcher Kräfte in der Welt unternehmen will. So habe ich ein Buch über die Erdschichten geschrieben, das hat mit diesem Thema zu tun. Aber mein eigentliches Anliegen – das geht ja aus meiner Arbeit hervor – ist das Christus-Mysterium, denn ich lebe in der Gewissheit, dass in der Erkenntnis des Christus-Mysteriums der Quell unserer Heilung liegt. Diese Tatsache kann man schon allein denkerisch nachvollziehen. Man muss kein Eingeweihter dazu sein, um einzusehen, dass dies der Fall ist. Man muss allerdings den Willen haben, sich mit diesem Mysterium aus echtem Herzensantrieb zu befassen. M G: Mit welchen Menschen arbeiten Sie zusammen? Ju v Ha: Ich bin in einer innerlichen Weise mit vielen verschiedenen Menschen verbunden und erfahre durch sie immense Unterstützung, sowohl auf meinem persönlichen Weg als auch auf dem überpersönlichen Feld der geistigen Arbeit. Ansonsten kann man sagen: das Schicksal stellt einem in der Regel die Menschen zur Seite, mit denen sich etwas für die geistige Arbeit und für das Fortkommen des Christus-Impulses in der Welt erreichen lässt. Nicht immer wählt man sich diese Menschen, die ja an unterschiedlichen Orten leben, mit seinem bewussten Alltagsverstand aus. Ich hätte mir z.B. nie vorstellen können vor zehn Jahren, dass ich einmal in Dornach leben würde, ein Großstadtkind in einem kleinen „Nest“. Doch offenbar habe ich eine starke Verbindung zum Schicksal und Werdegang der Dornacher anthroposophischen Gemeinschaft oder zumindest zur Anthroposophie, die dort leben will, und das hat mich nach Dornach gebracht. 24 M G: Wie sind Sie dazu gekommen? Ju v Ha: Das war so eine Schicksalssituation. Im Jahr 2006 bin ich sehr krank geworden, und der Rat der Ärzte war, mit meiner Lungenerkrankung in die Berge zu gehen, also mich nicht im Berliner Flachland aufzuhalten. Dann hat ein sehr lieber Mensch, das ist der Verleger Joseph Morel vom Verlag für Anthroposophie damals gesagt: du kommst zu uns nach Hause, wir wohnen oberhalb von Dornach, auf etwa 700 m Höhe, das ist nicht Davos, aber es ist sicher besser als Berlin. Dort habe ich viel Zeit gehabt, mich mit geistigen Dingen zu beschäftigen, weil ich nichts anderes tun konnte und tun musste. Als ich langsam wieder gesund wurde, hat es sich ergeben, dass in Dornach ein Raum frei wurde, eine Schreinerei, und der Eigentümer hat gefragt: Willst du dort nicht eine Initiative aufbauen? Du kannst das Gebäude mieten. Diese Chance habe ich als einen Aufruf empfunden. In Berlin war das leider nicht mehr möglich, ich hätte es gern in Berlin gemacht, doch durch die dort herrschenden Umstände konnte ich das Rudolf Steiner Haus in diesem Sinne nicht mehr nutzen. So war ich auf einmal in Dornach. Aber ich habe natürlich auch eine innere Verbundenheit zu dem Ort, das habe ich deutlich gespürt. Dorn Ach! Ein bittersüßes Verhältnis zu dem Ort. Also ich bin einerseits sehr gern in Dornach und bei den dort lebenden und arbeitenden Menschen, aber andererseits ist das die Höhle des Löwen, aber das musste offenbar so sein. Und das musste ich eben auch einsehen: Nicht mit jedem Menschen, mit dem man eine karmische Verbindung oder sogar eine spirituelle Aufgabe hat, kann man etwas Gemeinsames erreichen. Denn der Mensch ist ein freies Wesen. Er hat sein Karma und seine karmischen Möglichkeiten. Aber ob er sie ergreift, ist seine eigene Entscheidung. So hat es sich leider ergeben, dass ich zwar gerne mit gewissen Menschen zusammengearbeitet hätte, weil ich sicher bin, dass es von der geistigen Welt aus gewünscht ist, aber dass sich eine solche Arbeit nicht 25 verwirklichen lässt. Das ist vielleicht der größte Schmerz, den ich in Bezug auf die geistige Arbeit in der Gegenwart empfinde. M G: Was war die Kontroverse in Berlin? Ju v Ha: Dass die Stigmatisation aufgetreten ist und Menschen nicht damit umgehen konnten, dass der Geist bis hinein in die physische Leiblichkeit wirksam werden kann und will. In der Theorie lässt sich schmerzfrei über allerlei Dinge philosophieren, die der Geist vermag. Aber wenn es konkret wird, zeigt sich, wie weit die Menschen den Geist ernst nehmen. So wurde mir von den Vertretern der deutschen Landesgesellschaft gesagt (wortwörtlich): „Das hat mit Anthroposophie nichts zu tun. Machen Sie das wieder weg!“ Nicht wahr, das ist das Beispiel von dem Baum. Wie es schon im ersten Mysteriendrama heißt: Ein Tatbestand liegt vor. Es geht nicht darum, den Baum umzuhauen, sondern es geht darum, zu ergründen, warum er da steht und was man durch seine Existenz für die eigene Entwicklung gewinnen kann. Ist es nicht eine großartige Chance für unser aller Erkenntnisentwicklung, dass solch ein Phänomen in der anthroposophischen Bewegung auftritt? Anthroposophie ist ja gerade dazu da, vermeintlich unerklärliche Phänomene zu erforschen, damit sie eines Tages erklärlich werden. Aber eine solche Erforschung lässt sich nicht mit Angst, Vorbehalten, Vorurteilen durchführen, denn das verstellt den objektiven Blick. Diese anthroposophische Haltung hatten aber die „Verantwortlichen“ leider nicht. So wurde ich fristlos gekündigt in meinem Arbeitsverhältnis im Rudolf Steiner Haus, in dem ich neben meiner eigentlichen beruflichen Tätigkeit als Architektin das Sekretariat betreut habe. Aber auch die ganze Belegschaft, die mit mir in Verbindung gestanden hatte, an erster Stelle der Gründer des Rudolf Steiner Hauses, Peter Tradowsky, wurde fristlos entlassen, und zwar ohne Begründung. Wen die Vorgänge im Detail interessieren, kann den Bericht der sogenannten „Urteilsfindungskommission“ einsehen, der später erstellt wurde. Das Bedauerlichste war, dass die Mitglieder, 26 die dies alles nicht wollten, von den Vorständen bevormundet wurden und letztlich dadurch das reiche spirituelle Leben im Rudolf Steiner Haus Berlin weitgehend ausgelöscht worden ist. Das wirkt sich bis heute aus. M G: Sie arbeiten noch immer als Architektin? Und welche Gebäude haben Sie gebaut? Ju v Ha: Ja, das letzte war die Konzeption eines Wohn- und Therapiehauses für Demenzerkrankten. Das ist dann leider übernommen worden von einem holländischen Architekten, aufgrund eines Wechsels im Vorstand bei den Bauherren. Vier Jahre hatte ich dafür gearbeitet. Dann hat man mich vor die Tür gesetzt, weil ein Mensch im Vorstand ein „Problem“ mit mir hatte. Deshalb ist die Arbeit von meiner Seite aus nur bis zum Bauantrag gekommen, es war aber eigentlich für mich das schönste Projekt, weil es eine besondere inhaltliche Thematik einschloss. Ich habe in diesem Zusammenhang meine Erkenntnisse zur Demenz-Erkrankung in Buchform veröffentlicht. Jetzt erstellen wir gerade für den ehemaligen Besitzer von TEGUT, das ist ein Lebensmittel-Hersteller und Vertrieb in Deutschland, Wolfgang Gutberlet, ein Gebäude in Fulda, ein Gebäudekomplex mit drei verschiedenen Gebäuden und einer schönen Freiraumgestaltung mit einer Bach- und Teichlandschaft sowie plastischen Kunstwerken. Ein Bürokomplex und eine Lernwerkstatt, wo Seminare über Unternehmenskultur usw. gegeben werden sollen. M G: Wie kombinieren Sie die zwei Tätigkeiten? Ju v Ha: Natürlich müssen mein Mann und ich auf Mitarbeiter zurückgreifen. Denn die Architektur ist ein full-time-job, ebenso wie die Seminar- und Vortragsarbeit in Dornach, die anthroposophische Forschungsarbeit und die Schriftstellerei. Um es abzukürzen: Man langweilt sich nicht. Es muss jeden Tag immer wieder aufs Neue errungen werden, eine Waage herzustellen. 27 M G: Haben Sie noch etwas, was Sie sagen möchten? Ju v Ha: Das letzte Wort? Da muss ich an Dr. Benediktus Hardorp denken, einen wunderbaren, weisen Menschen, dem die anthroposophische Sache viel zu verdanken hat, was vielen Menschen nicht bewusst ist. Er hat auf diese Frage einmal mit einem einfachen aber tiefgründigen Satz geantwortet: Macht eure Sache gut! – Ich finde, das ist eine sehr weise Antwort. Sie stammt, wie gesagt nicht von mir, und ich kann sie nicht für mich in Anspruch nehmen, weil ich noch keine 80 oder 90 jährige Lebenserfahrung habe. Doch sie leuchtet mir sehr ein, und ich versuche, in diesem Sinne, meine Sache gut zu machen. Diesen Rat kann ich weitergeben. M G: Vielen Dank.

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